Wie der pastorale Dienst gelingt
Was hilft Pastorinnen und Pastoren, damit sie ihren Dienst als gelingend erleben und ihn für lange Zeit ausüben? Entscheidende Faktoren dafür diskutierten rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Theologischen Forum des TSC-Netzwerks. Es fand Anfang Juni auf dem Chrischona Berg statt.
Pastorenleben als kräftezehrender Balanceakt
Peter Schneeberger, der Präsident des Schweizer Freikirchenverbandes und TSC-Dozent für Praktische Theologie, präsentierte Erkenntnisse aus seinem Masterprojekt. Dafür hatte er Berufseinsteiger der FEG Schweiz befragt. Mit dem Bild eines Melkschemels erklärte er, warum es unglaublich anstrengend ist, Pastor zu sein: «Im pastoralen Dienst kann sich geistliches Leben, Arbeits- und Familienleben wie bei einem Melkschemel zu einem Bein verengen. Darauf die Balance zu halten, verbraucht viel Konzentration und Energie.»
Resilienz, klares Rollenprofil und Wertschätzung
Drei Kriterien erläuterte Peter Schneeberger für einen gelingenden pastoralen Dienst: die Person des Pastors, seine Rollengestaltung und die Unterstützung durch seine Organisation. Weil der pastorale Dienst ein geistlicher Kampf sei, sei es wichtig, die «Waffenrüstung Gottes anzulegen», wie es in der Bibel in Epheser 6,13 steht. Das lässt sich mit dem modernen Begriff der Resilienz umschreiben, die immer wieder eingeübt und gestärkt werden sollte. Hinsichtlich der Rolle des Pastors sind laut Peter Schneeberger ein klares Berufsprofil und festgehaltene Erwartungen wichtig. Auch die Organisation hat Anteil am Gelingen des pastoralen Dienstes. Sie sollte den Pastorinnen und Pastoren mit grosser Wertschätzung für ihren Dienst begegnen, sie ermutigen und weiterbilden.
Forum als Beitrag gegen den Pastorenmangel
Eine Spezialität des Theologischen Forums ist der starke Werkstattcharakter: Dozierende und Studierende des TSC kommen mit Pastorinnen und Pastoren, Gemeindeleitungen und Leitungspersonen aus christlichen Verbänden ins Gespräch. Alle schätzten den Austausch als wertvoll und das Forum als hilfreichen Beitrag zum aktuellen Thema des Pastorenmangels. Damit knüpfte das Theologische Forum an die Vorjahresausgabe an, bei der es ganz grundsätzlich um das Problem des Pastorenmangels ging. Eine der damals wichtigsten und nach wie vor gültigen Erkenntnisse brachte TSC-Rektor Benedikt Walker so auf den Punkt: «Wir bilden als Gemeinden, Bildung und Mission ein Ökosystem und sitzen im selben Boot. Ich sehe die Chance, dass wir gemeinsam besser weiterkommen.»
Was nehmen Verbandsleiter vom Forum mit?
«Ich ermutige die örtlichen Leitungsteams zu differenzierten Feedbacks und Wertschätzung für den herausfordernden pastoralen Dienst. Zudem hilft die regelmässige Pflege des eigenen geistlichen Lebens, um in Krisenzeiten stabil zu bleiben und dadurch reifen zu können.»
Wilf Gasser, Leiter VFMG (Vereinigung Freier Missionsgemeinden Schweiz)
«Meine geistliche Erkenntnis: Um als Pastorinnen und Pastoren längerfristig dynamisch dranbleiben zu können, ist es neben Fragen von Organisation und Selbstführung entscheidend, dass wir selbst von der Schönheit und Kraft des Evangeliums ergriffen sind. Dass wir aus der Kraft des Geistes heraus agieren, unseren Auftrag an der Gesellschaft im Blick behalten, unser Feuer im Innern pflegen und selbst von der Herrlichkeit Gottes durchdrungen sind.
Organisationsspezifisch nehme ich mit, dass sich immer mehr Pastorinnen und Pastoren gabenspezifisch und in klar umrissenen Aufgabengebieten engagieren wollen. Es ist daher sinnvoll, die Berufsbezeichnung mit Funktionsbezeichnungen zu ergänzen, z. B. ‹Lehre, Seelsorge, Administration›, ‹Jugend, Kinder› oder ‹Musik, Evangelisation›. Dies bringt Klarheit zu berechtigten und Schutz vor ungerechtfertigten Erwartungen.»Christian Haslebacher, Vorsitzender Viva Kirche Schweiz
«Meine Entdeckung beim Theologischen Forum: Resilienz stellt die ‹Reformation› oder Rückformung dar in das geschaffene Ebenbild Gottes – ausgestattet mit neuer schöpferischer Kraft. Resilienz nährt sich aus Gottes Wort in gesunder Lehre.»
Wieland Müller, Leiter Theologie C1 Evangelischer Gemeindebund
«Als FEG Schweiz setzen wir uns vermehrt dafür ein, dass Pastoren in ihrer persönlichen Spiritualität ermutigt und Gemeinden bessere Arbeitgeber werden. Ausserdem ermutigen wir dazu, Erwartungen und Rollen besser zu klären. Dabei gilt: Pastoren sind zwar Heilige in Jesus Christus, aber leben doch noch mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität und haben ganz normale Bedürfnissen wie jeder andere Arbeitnehmer auch. Gemeinden sind nicht nur Träger der Hoffnung für die Welt, sondern auch Organisationen und Arbeitgeber und entsprechenden Gesetzmässigkeiten unterworfen.»
Daniel Rath, Vorsitzender FEG Schweiz