E-Learning statt Präsenzstudium
Wegen des Coronavirus hat der Schweizer Bundesrat den Präsenzunterricht an Schulen und Ausbildungsstätten verboten. Diese Massnahme galt bis zum 8. Juni 2020 und betraf auch das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc). Die theologische Ausbildung ging trotzdem weiter – per E-Learning über das Internet.
«Per E-Learning kann das tsc seinen Bildungsauftrag erfüllen»
Der Coronakrise begegnet das Theologische Seminar St. Chrischona mit der Umstellung auf E-Learning, also auf das Studieren per Internet. «Mit den Möglichkeiten des E-Learnings kann das tsc seinen Bildungsauftrag weiter erfüllen», sagt Dr. Dr. Beat Schweitzer. Der tsc-Studiengangsleiter hat den Bachelor-Studiengang Kommunikative Theologie in den letzten Jahren bereits vollständig per Fernstudium ermöglicht und sieht deshalb die Krise auch als Chance. «Jetzt zahlen sich unsere Investitionen ins Fernstudium aus», erklärt er.
Technik für E-Learning ist eingerichtet
Seit 2013 hat das tsc das Fernstudium Theologie und die Online-Kurse entwickelt, die auf der Lernplattform Moodle im Internet stattfinden. Mit dem Beginn des Studienjahres 2019/20 wurde die Nutzung von Moodle für alle Dozierenden und Studierenden verpflichtend gemacht. Programme wie «Teams» oder «PowerPoint» bieten gute Möglichkeiten, damit der Unterricht über Videokonferenzen oder aufgezeichnete Videos stattfinden kann. Die nötige Technik ist also vorhanden und eingerichtet.
tsc weiss, wie E-Learning funktioniert
Der zweite Pluspunkt des tsc ist das vorhandene Know-how. Beat Schweitzer und Dr. Debora Sommer, Leiterin Fernstudium Theologie, nutzen die Möglichkeiten des E-Learnings bereits seit Jahren. Sie können ihr Wissen und ihre Erfahrungswerte weitergeben an die Dozierenden, die kaum Erfahrungen mit E-Learning haben. Erste Schulungen zu «Moodle» und «Teams» haben schon stattgefunden.
Schnelle Erfolge, knifflige Herausforderungen
Die Dozentinnen und Dozenten des tsc sind nun herausgefordert, die Inhalte ihrer Studienmodule online zu vermitteln. Relativ schnell hinbekommen haben sie das Teilen von Dokumenten, die Vergabe von Aufgaben an Studierende oder den Unterricht via Videokonferenz. «Kniffliger wird es, wenn kreative Lernprozesse wie Rollenspiele ersetzt werden müssen. Hier sind wir gefordert, manches neu zu denken und weiterzuentwickeln», erklärt Beat Schweitzer. Auch Leistungsnachweise wie Prüfungspredigten oder Ausarbeitungen zu Projekten müssen überdacht werden, weil Gottesdienste und Versammlungen verboten sind.
Wie Gemeinschaft leben?
Die Wissensvermittlung am tsc geht also trotz Coronavirus weiter. Was die Studiengemeinschaft härter trifft, ist das Verbot aller Gottesdienste, Gebets-, Klein- und Lerngruppen. Das gemeinschaftliche Leben, welches das Studieren auf Chrischona besonders auszeichnet, ist nicht mehr wie gewohnt möglich. Die Studierenden haben darauf reagiert, indem sie sich zum Beispiel per WhatsApp und sozialen Netzwerken stärker vernetzen. Die Abstands- und Isolierungsregeln, die sie befolgen müssen, versuchen sie mit höherer virtueller Verbundenheit zu kompensieren. Dies kann durchaus gelingen, wie Debora Sommer weiss: «Die Erfahrungen aus dem Fernstudium der vergangenen Jahre bestätigen, dass theologische Tiefe und zwischenmenschliche Verbundenheit auch virtuell möglich sind.»
Spürbar ist ausserdem eine grosse Solidarität und Kreativität. Dem Rektor Benedikt Walker wurde beispielsweise über Teams ein Geburtstagsständchen gesungen. Und Gebetsgruppen sind ersetzt durch Gebetsspaziergänge mit Sicherheitsabstand. So ist die Chance gross, dass das tsc die Coronakrise meistert.